Google startet „AI Mode“ in Großbritannien: Was bedeutet die neue Suche mit Gemini 2.5?

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AI, Gemini vs. ChatGPT

Mit dem Launch des sogenannten AI Mode bringt Google seine bislang weitreichendste KI-Integration nach Europa – zumindest teilweise. Seit dem 29. Juli 2025 ist die neue Sucherfahrung in Großbritannien verfügbar und erlaubt es Nutzerinnen und Nutzern, komplexe Fragen per Text, Sprache oder Kamera zu stellen. Die Ergebnisse erscheinen nicht nur als klassischer Link, sondern als ausführlich aufbereitete Antwort mit Quellenverweisen – ermöglicht durch das KI-Modell Gemini 2.5 Pro. Doch was steckt technisch und strategisch hinter dem britischen Rollout? Und welche Folgen hat das für Verlage, Werbung und die Zukunft von SEO?

„AI Mode“: Neue Google-Suche für komplexe Fragen

Seit dem 29. Juli steht der AI Mode britischen Nutzerinnen und Nutzern über 18 Jahren zur Verfügung, sofern die Sprache auf Englisch eingestellt ist. Die Aktivierung erfolgt schrittweise – ein separates Opt-in in die „Search Labs“ ist nicht mehr erforderlich. Der neue Modus ist als Reiter auf der Google-Ergebnisseite sichtbar und direkt über google.com/aimode aufrufbar.

Großbritannien ist nach den USA (Mai 2025) und Indien (Juli) das dritte Land mit uneingeschränktem Zugang. Für Nutzerinnen und Nutzer in der EU ist derzeit kein Startdatum bekannt – die Umsetzung des AI Act hemmt den Fortschritt. Dennoch gilt der Launch in UK als strategischer Probelauf für regulierte Märkte.

Neue Funktionen: Vom Reiseplan bis zur Live-Kamera-Suche

Der AI Mode bietet mehr als nur eine andere Darstellung von Suchergebnissen. Die Neuerungen umfassen:

  • Komplexe Mehrfach-Anfragen: Das sogenannte Query Fan-Out zerteilt Fragen in sinnvolle Teilanfragen. Die KI bündelt anschließend die Antworten und liefert eine präzise Zusammenfassung – inklusive weiterführender Links.
  • Multimodale Eingabe: Neben Text können Nutzer jetzt auch per Sprache oder Kameraanfrage suchen – erstmals auch auf dem Desktop.
  • Canvas-Funktion: Ein Seitenpanel dient zum Planen, z. B. von Reisen oder Lerninhalten. Die KI arbeitet dabei kollaborativ mit dem User.
  • Dateiuploads und Analyse: PDFs können bald hochgeladen und analysiert werden, Google Drive-Formate folgen.
  • „Search Live“ (US-Beta): Eine Echtzeit-Bilderkennung über Kamera und Lens – zunächst nur in den USA testweise aktiv.

Gemini 2.5 Pro: Das steckt hinter der neuen Suchintelligenz

Im Hintergrund arbeitet das KI-Modell Gemini 2.5 Pro mit einem erweiterten Kontext von bis zu einer Million Token – mehr als das Doppelte früherer Modelle. Es überzeugt insbesondere in Bereichen wie:

  • logisches Denken und Reasoning
  • Code-Verständnis und -Vervollständigung
  • Audio-Ausgaben
 

Bei komplexen Suchanfragen kann Gemini mehrere Szenarien parallel berechnen. Gleichzeitig greift Google weiterhin auf klassische Suchsignale zurück – etwa Klickverhalten oder Verlinkungsstruktur. Gibt es Unsicherheiten in der KI-Ausgabe, erscheint stattdessen wie gewohnt eine klassische Trefferliste.

Reaktionen von Medien und Werbebranche

Während Google betont, dass KI-generierte Antworten stets mit sichtbaren Quellenlinks versehen sind, reagiert die Verlagsbranche besorgt. Laut Press Gazette befürchten viele Redaktionen einen Rückgang der Klickzahlen und monieren die fehlende Möglichkeit zum Opt-out. Google kontert mit eigenen Daten: Die Verweildauer auf verlinkten Seiten habe zugenommen.

Noch offen ist die Frage der Monetarisierung. Derzeit enthält der AI Mode keine Werbung. Analysten gehen jedoch davon aus, dass – ähnlich wie beim US-Start – bald gesponserte Inhalte integriert werden könnten. Das würde Google zusätzliche Werbeeinnahmen ermöglichen, könnte aber den Wettbewerb weiter verschärfen.

Warum startet der AI Mode ausgerechnet in UK?

Der Launch in Großbritannien ist strategisch gewählt. Das Land ist seit dem Brexit nicht mehr direkt an den Digital Markets Act (DMA) der EU gebunden, unterliegt jedoch weiterhin strengen Datenschutzauflagen (UK-GDPR). Zudem kontrolliert die britische Wettbewerbsbehörde (CMA) Google sehr genau. Das macht den Markt reguliert, aber dennoch innovationsfreundlich – ideal für eine neue KI-Erprobung.

Gleichzeitig hat Google seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der EU demonstriert: Durch die Unterzeichnung des AI Code of Practice will man regulatorische Bedenken abbauen – wohl mit Blick auf eine spätere Expansion innerhalb der EU.

Was kommt als Nächstes?

Google hat bereits angekündigt, den AI Mode „in den kommenden Monaten“ auf weitere Märkte auszuweiten – konkrete Länder wurden noch nicht genannt. Auch die technischen Funktionen werden sukzessive erweitert:

  • Unterstützung weiterer Dateitypen
  • Kontextlängen von bis zu 2 Millionen Tokens
  • ein „Deep Think Reasoning Mode“ für mathematische Probleme
  • Verknüpfung mit Chrome und Lens
 

Für Website-Betreiber bedeutet das: Semantische Tiefe, strukturierte Daten und kontextreiches Multimedia rücken stärker in den Fokus. Die Suche entwickelt sich weiter weg von klassischen Keywords – hin zu Entitäten, Fragen und thematischen Beziehungen.

SEO-Tipp: So werden Inhalte AI-kompatibel

Um künftig im AI Mode als Quelle aufzutauchen, sollten Website-Betreiber:

  • strukturierte Daten (Schema.org: HowTo, Recipe, Product) einbinden
  • Bilder mit ALT-Text ausstatten
  • konkret formulierte FAQs zu Long-Tail-Fragen erstellen (z. B. Anleitungen, Vergleiche, Reise- oder Lernpläne)
  • Inhalte stärker semantisch gliedern, statt rein auf Keywords zu setzen

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Marie Nemitz

Online-Redakteurin & SEO Manager

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