Meta will nicht weniger als die nächste technologische Revolution anstoßen: eine persönliche Superintelligenz für jeden. Doch was steckt hinter dem ambitionierten Vorhaben von Mark Zuckerberg – und welche Folgen könnte es für Nutzer, Wirtschaft und Gesellschaft haben?
Superintelligenz für alle: Zuckerbergs neue Vision
Mark Zuckerberg hat sich auf der Entwicklerkonferenz LlamaCon 2025 mit einer klaren Botschaft positioniert: Meta will jedem Menschen eine „persönliche Superintelligenz“ zur Verfügung stellen. Gemeint ist eine KI, die nicht nur einfache Aufgaben automatisiert, sondern den Menschen in fast allen kognitiven Bereichen übertrifft. Bereits jetzt zeigen Metas KI-Systeme wie „Behemoth“ intern erste Ansätze autonomer Selbstverbesserung. Der Weg führt laut Zuckerberg von Chatbots hin zu echten, lernfähigen Agenten, die eigenständig handeln und sich individuell an ihre Nutzer anpassen.
Finanzkraft als Hebel: Milliarden für KI und Rechenzentren
Der Ausbau dieser Vision wäre ohne Metas starke Finanzbasis kaum denkbar. Im zweiten Quartal 2025 erzielte der Konzern einen Umsatz von 47,5 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn kletterte sogar um 36 Prozent auf 18,3 Milliarden. Für das laufende Jahr plant Meta Investitionen zwischen 66 und 72 Milliarden Dollar, vor allem in neue KI-Rechenzentren. Mit dem Mega-Cluster „Hyperion“, der perspektivisch bis zu fünf Gigawatt Rechenleistung bieten soll, greift Meta nach der globalen KI-Spitze.
Talente, Deals und Tempo: Meta rüstet auf
Um mit Wettbewerbern wie OpenAI, Google oder xAI Schritt zu halten, startet Meta eine regelrechte Talent-Offensive. Forscher sollen laut Berichten Vergütungen im dreistelligen Millionenbereich erhalten. Zudem hat sich Meta für 14,3 Milliarden Dollar an Scale AI beteiligt – ein Unternehmen, das sich auf Trainingsdaten für KI spezialisiert hat. Dessen Gründer, Alexandr Wang, übernimmt nun die Leitung der neu geschaffenen Meta Superintelligence Labs.
Smart Glasses als Interface der Zukunft
Trotz Milliardenverlusten im Bereich Reality Labs (–4,5 Mrd. $ im Quartal) hält Meta an seiner Vision intelligenter AR-Brillen fest. Zuckerberg sieht sie als das ideale Interface für KI-Agenten, die in Echtzeit Informationen erfassen, analysieren und Handlungen vorschlagen – etwa Termine verwalten oder E-Mails beantworten. Die „Always-on“-Brille ist zentraler Bestandteil der geplanten Nutzerintegration.
Märkte reagieren – Regulierung droht
Die Börse zeigt sich beeindruckt: Nach Zuckerbergs Ankündigung stieg die Meta-Aktie nachbörslich um rund 12 Prozent auf 782 Dollar. Der Börsenwert des Unternehmens nähert sich damit der Zwei-Billionen-Dollar-Marke. Doch regulatorisch stehen Konflikte bevor. Während Google, OpenAI und Mistral dem neuen freiwilligen EU-Kodex zum KI-Einsatz beigetreten sind, verweigert sich Meta bislang. Themen wie Copyright, Transparenzpflicht und Datenschutz bei Brillen-Kameras bleiben heikel. Auch die enorme Energienachfrage von Rechenzentren wird zunehmend gesellschaftlich diskutiert.
Was bedeutet das für dich als Nutzer?
Schon heute sorgen Metas KI-Empfehlungen für mehr Personalisierung – die Nutzungszeit auf Facebook und Instagram stieg dadurch um bis zu sechs Prozent. In naher Zukunft könnten KI-Agenten in Smart Glasses dich aktiv im Alltag unterstützen: beim Planen, Organisieren oder Shoppen. Langfristig geht es um nicht weniger als eine Neuausrichtung gesellschaftlicher Strukturen. Wenn echte Superintelligenz entsteht, könnte sie klassische Apps ersetzen – und Kreativität, Bildung oder Arbeitswelt grundlegend verändern.
Ausblick: Wohin steuert Meta?
Bis 2027 will Meta mit Llama 5 und 6, multimodalen Agenten und neuen Behemoth-Modellen die technische Führungsrolle ausbauen. Der Erfolg hängt jedoch davon ab, ob der Konzern die enormen Investitionen in konkurrenzfähige Produkte übersetzen kann – und ob Politik und Gesellschaft ihn gewähren lassen. Entscheidend wird am Ende die Frage: Dient die Superintelligenz wirklich dem Nutzer? Oder bleibt sie Teil eines milliardenschweren Werbeökosystems?