Freundlichkeit ist kostenlos? Nicht in der Welt der Künstlichen Intelligenz. Sam Altman, CEO von OpenAI – dem Unternehmen hinter ChatGPT –, hat kürzlich öffentlich eingeräumt, dass die Verwendung höflicher Formulierungen wie „Bitte“ und „Danke“ in AI-Chats jährlich zweistellige Millionenbeträge an Strom- und Rechenkosten verursacht. Für Altman dennoch gut investiertes Geld: „Tens of millions of dollars well spent“, so sein Kommentar auf X (ehemals Twitter).
Altman, einer der prägenden Köpfe der modernen KI-Entwicklung, leitet seit 2019 das Unternehmen OpenAI. Der US-amerikanische Tech-Unternehmer war zuvor Präsident des renommierten Start-up-Inkubators Y Combinator und gilt als einer der einflussreichsten Stimmen im Bereich maschinellen Lernens und generativer Sprachmodelle.
Warum Höflichkeit für Chatbots wichtig ist
Doch warum sollten Worte wie „Bitte“ überhaupt einen Unterschied machen? Microsoft-Designmanager Kurtis Beavers liefert eine plausible Erklärung: Die Sprache, mit der Nutzer Chatbots ansprechen, prägt auch deren Antwortstil. Höflichkeit in der Eingabe führt oft zu respektvolleren, strukturierteren und kooperativeren Ausgaben. Die Systeme „spiegeln“ das Verhalten ihrer Nutzer – sowohl in Tonfall als auch in Detailtiefe.
Laut einer aktuellen Umfrage sind rund 67 % der US-Nutzer höflich zu ihren Chatbots. Davon sagen 55 %, es sei einfach „das Richtige“. Weitere 12 % geben an, damit auf Nummer sicher zu gehen – für den Fall einer zukünftigen „KI-Revolte“.
Umweltbelastung durch höfliche Prompts
Neben finanziellen Auswirkungen birgt die digitale Höflichkeit auch ökologische Herausforderungen. Eine Analyse der Washington Post und der University of California zeigt: Ein einzelner 100-Wörter-Text, generiert durch ein großes Sprachmodell wie ChatGPT, verbraucht etwa 0,14 Kilowattstunden Strom – genug Energie, um 14 LED-Lampen eine Stunde lang leuchten zu lassen.
Wer einmal pro Woche einen solchen Text erzeugt, verursacht im Jahr rund 7,5 Kilowattstunden Stromverbrauch. Das entspricht dem stündlichen Verbrauch von neun durchschnittlichen Haushalten in Washington DC – und das pro Nutzer. Hochgerechnet auf Millionen Anfragen pro Tag ergibt sich ein enormer ökologischer Fußabdruck.
KI-Rechenzentren auf dem Weg zum Klimafaktor
Schon heute machen KI-Systeme etwa 2 % des weltweiten Stromverbrauchs aus – Tendenz stark steigend. Die ständig wachsende Nutzung von Chatbots, Sprachmodellen und KI-gestützten Tools treibt den Energiebedarf zusätzlich an. Je länger die Eingabe, desto höher die Rechenleistung – und damit auch der Energieaufwand. Höflichkeit ist also nicht nur ein moralisches, sondern auch ein energetisches Thema.
Fazit: Gut gemeint ist nicht immer klimafreundlich
Freundlichkeit im Umgang mit Maschinen mag menschlich sympathisch erscheinen – sie ist jedoch nicht ohne Preis. Die Diskussion um Höflichkeit gegenüber Chatbots verdeutlicht, wie sehr unser digitales Verhalten auch physische Ressourcen beansprucht. Ob wir künftig effizienter tippen oder weiter auf Umgangsformen setzen, bleibt eine individuelle Entscheidung – mit kollektiven Konsequenzen.