ChatGPT Atlas: OpenAI startet eigenen KI-Browser für Apple-Nutzer

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ChatGPT Atlas für Apple

Ein neuer Browser mit großem Anspruch

Mit „Atlas“ betritt OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, ein völlig neues Feld: den Browsermarkt. Der Name des neuen Produkts ist nicht zufällig gewählt. In der griechischen Mythologie trägt der Titan Atlas den Himmel auf seinen Schultern. Ebenso möchte OpenAI mit Atlas das gesammelte Wissen der Nutzerinnen und Nutzer „tragen“, also strukturieren, analysieren und kontextbezogen nutzbar machen. Der Browser versteht sich nicht als reines Fenster ins Internet, sondern als aktiver Begleiter beim Recherchieren, Schreiben und Verstehen. Zunächst ist Atlas ausschließlich für Apple-Geräte mit M-Chip (Apple Silicon) und macOS 12 oder höher verfügbar. Versionen für Windows, iOS und Android sollen in den kommenden Monaten folgen. 

Der Start erfolgt damit bewusst in einer kontrollierten Umgebung, um Funktionen und Datenschutzmechanismen zu erproben. Dass OpenAI damit gezielt den Marktführer Google Chrome angreift, ist offensichtlich. Sowohl technisch als auch konzeptionell will Atlas zeigen, wie das Surfen im KI-Zeitalter aussehen kann.

KI-Funktionen direkt im Browser

Das Besondere an ChatGPT Atlas ist die tiefe Integration künstlicher Intelligenz in den Browser-Alltag. Statt wie bisher zwischen Tabs, Suchmaschinen und ChatGPT-Fenstern zu wechseln, steht Nutzerinnen und Nutzern nun eine ChatGPT-Sidebar auf jeder Website zur Verfügung. Sie kann Texte zusammenfassen, Produkte vergleichen oder Informationen analysieren – und das ohne Copy & Paste. Die KI erkennt automatisch, worum es auf einer Seite geht, und liefert passende Kontextantworten.

Beim Schreiben hilft Atlas ebenfalls: In Formular- und Textfeldern unterstützt die integrierte Schreibhilfe mit Vorschlägen, Formulierungen und Übersetzungen. Auch die Suche wird neu gedacht. Neben klassischen Linklisten zeigt Atlas eine KI-Antwort mit ergänzenden Tabs für Bilder, Videos und Nachrichten. So entsteht eine „smartere Suche“, die Inhalte nicht nur anzeigt, sondern versteht. OpenAI nennt als Beispiel die Geschenk-Recherche: Wer nach Weihnachtsideen sucht, bekommt von Atlas weiterführende Vorschläge, basierend auf bereits angesehenen Produkten – ein deutlicher Schritt Richtung automatisierte Webnavigation.

Datenschutz und Kontrolle im Fokus

OpenAI betont, dass der Datenschutz bei Atlas oberste Priorität habe. Standardmäßig werden keine Inhalte, die beim Surfen entstehen, für das Training von KI-Modellen genutzt. Nur wer ausdrücklich zustimmt („Opt-in“), ermöglicht OpenAI die Nutzung seiner Daten zur Verbesserung des Systems. Darüber hinaus bietet der Browser eine transparente Datakontrolle, in der Nutzer festlegen können, ob Atlas ihr Surfverhalten speichern darf. Diese sogenannten „Browser Memories“ ermöglichen es der KI, sich an vergangene Aktivitäten zu erinnern und personalisierte Vorschläge zu machen – etwa ähnliche Websites oder relevante Artikel.

Das Feature ist optional, kann jederzeit deaktiviert oder vollständig gelöscht werden. Auch Unternehmen sollen profitieren: Für Business- und Enterprise-Konten sind separate Datenschutzfunktionen vorgesehen, die Logs und Trainingsdaten komplett ausschließen. Noch befindet sich Atlas allerdings außerhalb der gängigen Zertifizierungsrahmen wie SOC 2 oder ISO 27001. Trotzdem macht OpenAI deutlich: Atlas soll ein Browser werden, der Datensouveränität ernst nimmt und transparent mit gespeicherten Informationen umgeht – ein entscheidender Faktor im Wettbewerb mit Google.

Der neue „Agent Mode“: KI erledigt Aufgaben im Web

Mit dem sogenannten Agent Mode testet OpenAI ein weiteres zentrales Feature, das den Browser deutlich von bisherigen Konzepten abhebt. In dieser Vorschau-Version kann Atlas eigenständig Aufgaben im Internet übernehmen – beispielsweise Informationen sammeln, Warenkörbe füllen oder Reiseoptionen vergleichen. Damit bewegt sich der Browser einen Schritt näher in Richtung „autonomes Surfen“. Der Agent Mode ist zunächst Nutzern von ChatGPT Plus, Pro und Business vorbehalten.

Trotz der erweiterten Möglichkeiten gibt es klare Grenzen: Atlas darf weder Code ausführen noch Dateien herunterladen, Passwörter auslesen oder Erweiterungen installieren. Auch werden die durchgeführten Aktionen nicht im Browserverlauf gespeichert, was zusätzliche Sicherheit bietet. Der Modus kann sogar genutzt werden, wenn der Nutzer abgemeldet ist – die KI arbeitet also gewissermaßen „im Auftrag“. Ziel ist, Routinetätigkeiten zu vereinfachen, ohne dabei Kontrolle oder Sicherheit zu gefährden. OpenAI sieht den Agent Mode als langfristige Grundlage für ein neues Verständnis von Internetnutzung, bei dem KI nicht nur Fragen beantwortet, sondern aktiv Aufgaben erledigt.

Konkurrenz für Google Chrome und Co.

Technisch basiert Atlas auf Chromium, dem Open-Source-Unterbau von Google Chrome. Dadurch können viele bekannte Chrome-Erweiterungen weiterhin genutzt werden, ein entscheidender Pluspunkt für den Wechsel. Auch der Import von Lesezeichen, Passwörtern und Chronikdaten aus Chrome ist problemlos möglich. Wer Atlas zudem als Standardbrowser einrichtet, erhält laut OpenAI eine Woche lang höhere Nutzungslimits für ChatGPT: ein kleiner, aber cleverer Anreiz. Mit diesem Schritt greift OpenAI den Marktführer Google direkt an, dessen eigener Browser Chrome mit der hauseigenen KI „Gemini“ längst aufgerüstet wurde.

Auch Wettbewerber wie Perplexity Comet oder Arc Search verfolgen ähnliche Ideen, KI und Browser stärker zu verzahnen. Doch während diese Ansätze meist auf vereinzelte Funktionen setzen, präsentiert sich Atlas als durchgängig integrierte Plattform. OpenAI positioniert den Browser klar als zentrales Werkzeug der digitalen Zukunft – nicht nur zum Suchen, sondern zum Denken, Schreiben und Handeln im Netz.

Fazit: Der Beginn einer neuen Browser-Ära

Mit Atlas wagt OpenAI einen mutigen Schritt und vereint Surfen, Chat und KI-Assistenz in einem einzigen Programm. Der Browser soll das Internet nicht ersetzen, sondern intelligenter machen – Inhalte verstehen, Zusammenhänge erkennen und Routineaufgaben übernehmen. Für viele Nutzer dürfte das bedeuten: weniger Tab-Chaos, weniger Kopieren und Einfügen, dafür mehr produktive Unterstützung im Alltag.

Noch steckt Atlas in den Anfängen, viele Funktionen wie der Agent Mode oder Unternehmenszertifizierungen werden erst nach und nach kommen. Dennoch deutet sich an, dass OpenAI hier mehr als nur ein weiteres Softwareprodukt startet. Atlas könnte zum zentralen Zugangspunkt einer neuen digitalen Arbeitsweise werden, bei der Künstliche Intelligenz zum festen Bestandteil jedes Klicks wird. Ob der Browser langfristig Google Chrome verdrängen kann, bleibt offen, aber das Wettrennen um die Zukunft des Surfens hat spätestens jetzt begonnen.

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Bild von Marie Nemitz

Marie Nemitz

Online-Redakteurin & SEO Manager

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