Klickrate durch AI Overviews sinkt: Studie alarmiert Publisher

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AI Overviews sorgt für weniger Klicks

Die Einführung von AI Overviews bei Google sorgt weiter für massive Unruhe in der Verlags- und Medienbranche. Bei den sogenannten „AI Overviews“ handelt es sich um automatisiert generierte Antwortfelder, die Google mithilfe Künstlicher Intelligenz direkt über den klassischen Suchergebnissen einblendet. Nutzer erhalten dort in wenigen Sätzen eine Zusammenfassung ihrer Suchanfrage – ohne auf eine externe Website klicken zu müssen.

Eine neue Analyse der SEO-Plattform Authoritas aus Großbritannien zeigt nun, wie stark sich diese Funktion auf das Verhalten der Nutzer auswirkt – und wie drastisch die Klickrate durch AI Overviews einbricht. Demnach verlieren selbst prominent platzierte Seiten im organischen Ranking teils die Hälfte ihrer bisherigen Klicks.

AI Overviews verdrängen klassische Treffer und senken Sichtbarkeit

Im Rahmen der Untersuchung wurden über 3.500 relevante Keywords ausgewertet, die bei großen britischen Nachrichtenseiten regelmäßig Traffic generieren. Im Beobachtungszeitraum zwischen dem 16. und 22. April 2025 tauchten bei rund 12 Prozent dieser Suchanfragen sogenannte AI Overviews auf – also automatisch verfasste Textantworten oberhalb der regulären Suchergebnisse.

Die Platzierung dieser neuen Boxen hat dabei weitreichende Auswirkungen: Auf Desktop-Rechnern wurden klassische Treffer im Schnitt um 382 Pixel nach unten verschoben, auf Mobilgeräten sogar um 344 Pixel. Das bedeutet, dass Nutzer oft erst scrollen müssen, um überhaupt einen Link zu sehen. In der Folge sank die Klickrate bei Desktopnutzern um 47,5 Prozent, auf Mobilgeräten immerhin noch um 37,7 Prozent – selbst dann, wenn die Seite in der AI Overview verlinkt war.

Besonders Nachrichtenportale verlieren massiv an Reichweite

Laut der Studie trifft die Entwicklung insbesondere Publisher aus dem Nachrichtenbereich. Während AI Overviews bei aktuellen politischen Ereignissen oder Breaking News bislang nur selten eingeblendet werden, dominieren sie zunehmend bei allgemeinen Themen, Lifestyle-Inhalten oder langfristigen Ratgebertexten – also genau den Inhalten, mit denen Medienhäuser stabilen Langfrist-Traffic erzielen.

Noch beunruhigender: Selbst Webseiten, die bei Google auf Position eins gelistet waren, verzeichneten in Gegenwart der AI Overviews einen Traffic-Rückgang von bis zu 79 Prozent. Besonders auffällig ist dabei, dass Videoplattformen wie YouTube – also Dienste aus dem eigenen Alphabet-Konzern – deutlich häufiger in den oberen Bereichen auftauchen als klassische Publisher. Beobachter vermuten dahinter eine strategische Priorisierung durch Google.

Google kritisiert die Studie – liefert aber keine Transparenz

Google selbst wehrt sich gegen die Vorwürfe. Ein Sprecher bezeichnete die Datenbasis der Authoritas-Studie als „nicht repräsentativ“ und sprach von „methodischen Mängeln“. Stattdessen verweist der Konzern auf die weiterhin hohen Gesamtklickzahlen, die täglich über die Suche an Websites gesendet würden. Gleichzeitig betont Google die Vorteile der AI Overviews für Nutzerinnen und Nutzer, etwa bei der schnellen Informationssuche.

Auf die zentrale Kritik – nämlich die fehlende Weiterleitung von Besuchern an externe Inhalte – ging Google bislang jedoch nicht konkret ein. Auch eigene Messdaten oder transparente Analysen stellte der Konzern trotz mehrfacher Nachfragen nicht zur Verfügung. Dabei ist die aktuelle Untersuchung nicht die erste ihrer Art: Schon eine frühere Studie des Pew Research Centers in den USA zeigte, dass nur rund 1 Prozent der Nutzer auf Links innerhalb einer AI Overview klickten.

Wettbewerbshüter schalten sich ein – Diskussion um Marktmissbrauch

Angesichts der dramatischen Auswirkungen der neuen Suchfunktion haben nun auch Regulierungsbehörden reagiert. Die britische Wettbewerbsaufsicht CMA prüft derzeit, ob Google mit dem Einsatz der AI Overviews seine marktbeherrschende Stellung ausnutzt. Dabei geht es auch um die Frage, ob Publisher die Einbindung ihrer Inhalte verweigern dürfen – ohne dadurch Nachteile im klassischen Ranking zu riskieren.

Auch auf EU-Ebene mehren sich die kritischen Stimmen. Mehrere große Nachrichtenhäuser haben inzwischen eine Kartellbeschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Ihre Forderung: Die Funktion der AI Overviews soll bis zur endgültigen rechtlichen Klärung ausgesetzt werden. Andernfalls drohten wirtschaftliche Schäden, die sich kaum mehr rückgängig machen ließen.

Noch mehr Druck durch den neuen AI Mode

Während die Diskussion über die AI Overviews bereits läuft, geht Google einen Schritt weiter: Seit Ende Juli ist in Großbritannien ein neuer AI Mode verfügbar, der noch umfassendere Suchergebnisse liefern soll. Nutzer können damit komplexe Fragen stellen und erhalten direkt lange Textantworten, die ganze Recherchewege ersetzen sollen. Aus Sicht vieler Medienunternehmen verschärft das die Lage zusätzlich. Denn je mehr Informationen direkt in der Google-Suche angezeigt werden, desto seltener klicken Nutzer auf externe Seiten – mit entsprechenden Folgen für Reichweite, Werbeeinnahmen und Sichtbarkeit.

Diese Strategien helfen Publishern jetzt weiter

Trotz der ernüchternden Zahlen gibt es für Publisher einige Handlungsoptionen. Die wichtigste Maßnahme: Eine genaue Analyse der eigenen Trafficdaten, aufgeschlüsselt nach Gerätetyp, Keyword-Art und Sichtbarkeit in der Google-Suche. Darüber hinaus empfehlen SEO-Experten folgende Schritte:

  • Stärkere Fokussierung auf lokale und transaktionale Suchanfragen, bei denen AI Overviews seltener erscheinen

  • Vermehrter Einsatz von strukturierten Daten (Schema-Markup), um in anderen SERP-Features sichtbar zu bleiben

  • Erweiterung der Inhalte um interaktive oder visuelle Formate, etwa Videos, Infografiken oder FAQs

  • Enge Zusammenarbeit mit Branchenverbänden, um politischen Druck auf Google und Regulierungsbehörden auszuüben

Auch wenn sich AI Overviews nicht vollständig verhindern lassen, bleibt es für Publisher entscheidend, die eigene Sichtbarkeit auf möglichst vielen Ebenen der Google-Suche zu sichern – und dabei neue Formate sowie alternative Traffic-Quellen konsequent mitzudenken.

Quellen und weiterführende Infos:

Pew Research Center

Press Gazette

The Guardian

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Marie Nemitz

Online-Redakteurin & SEO Manager

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